Necrothisiakum Lyria

#1 von Esko , 05.07.2013 00:33

Prolog 1: Der vergessene Anfang.

Die Geburt, damit fing es an. Doch daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Und diejenigen, die davon wüssten, würden schon lange nicht mehr leben. Ihr Name? Unbekannt. Wie jedes Mädchen wuchs sie in einer glücklichen Familie auf. Wohlerzogen verbrachte sie ihr Leben in der Stadt, die heute Sadre'Lin genannt wird. Nun, der Ort war kein unbeflecktes Blatt. In der Vergangenheit geschahen Dinge, über die man nur munkeln konnte. Und so manch einer behauptete, sie würden noch heute geschehen. So kam es zu dem Tag an dem ihre Mutter zu einer Reise aufbrach. Das kleine Mädchen war mittlerweile 12 Jahre alt. "Liebes.. Ich muss leider auf Reisen. Der Schöpfer selbst hat mich auserkoren sein Werk zu vollbringen." Was sie damals meinte wusste sie nicht genau. Sie wusste aber, dass es einem guten Zweck dienen würde. Zumindest glaubte sie das zu wissen. Ihr Vater begann viel mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Vater bemühte sich sehr, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Dennoch konnte er die Leere niemals füllen, die Mutter hinterlassen hatte. Es war eine traurige Zeit. Jeden Abend wenn Vater Essen machte war es besonders schmerzhaft, dass Mutters Stuhl immer wieder leer blieb. So zogen einige Jahre ins Land und sie erreichte das Alter von 16 Jahren, als die Pest ausbrach. Vater hatte sich damit angesteckt. Sadre'Lin war damals noch ein kleines Städtchen und die Heilkunst noch nicht weit entwickelt. Die Heiler gaben ihm Kräuter doch es brachte nichts. Das Mädchen weinte sich jede Nacht in den Schlaf. Es kam sich so hilflos vor. Mutter war weg und Vater wird auch bald weg sein. Das wusste sie. Und so kam es. Sie saß gerade in der Kapelle wie alle anderen Kinder und zusammen folgten sie der Lehre des Lichts. Jedes Kind lernte von klein auf die kirchliche Lehre. Sie lernten wie man ein guter Mensch wird und dem Schöpfer dient. Belehrt wurden sie von 'denen mit der Gabe'. An dem Tag ging es um den Tod. Es war die Zeit, wenn der Schöpfer die Menschen von ihrem Leid befreit und sie zu sich ins Licht holt. In das ewige Licht, dass die Welt mit ihrer Wärme umgibt... Und dasselbe geschah an dem Tag mit ihren Vater. Sie kam gerade nach Hause und machte sich sofort in sein Zimmer. Er schlief. Zumindest dachte sie das. Welch Närrin sie doch gewesen war. Sie dachte er schliefe. Machte sich keine Sorgen.. Glaubte an die Güte des Schöpfers. Als er am Abend immer noch schlief kamen ihr Zweifel. Sie fing an zu weinen. Klammerte sich an der Hoffnung, dass er nur schlief. Die Nacht verbrachte sie neben seinem Bett, falls er aufwachte und was brauchte. Sie lag die ganze Nacht weinend da und schaute ihn an. Hoffte er würde sich bewegen, aufwachen und sagen, dass alles in Ordnung sei... Doch am nächsten Morgen schlief er immer noch...

Einige Jahre zogen ins Land. Sie war 19. Wie jeden Tag kam sie von der nervigen Lehre in der Kapelle zurück. Nur noch dieses eine Jahr, dann war sie fertig. Auf dem Heimweg sah sie traurig auf die glücklichen Kinder, die Hand in Hand mit ihren Eltern lachend durch die Straßen liefen. Der Anblick ließ sie jedes mal aufs neue innerlich zerbrechen. Erfüllte sie mit Trauer. Und die Trauer wandelte sich zu Hass um. Doch was soll's? Sie hatte ihren Vater. Sie brauchte sowas nicht! Zuhause angekommen stieß sie die Tür hinter sich zu. Sog den vertrauten Duft tief in ihre Lungen. Ja, sie war Zuhause. Es war mittlerweile dunkel und staubig. Schon lange hat sich niemand mehr um das Haus gekümmert. Sadre'Lin ist mittlerweile ein kleines Stück größer geworden. Ihr Haus stand an der Stelle, wo das Armenviertel mit der Zeit entsstand. Sachte legte sie die Schlüssel auf den Tresen. Zog ihre Stiefel aus. "Vater, ich bin Zuhause!" rief sie und öffnete die Tür zu seinem Schlafgemach. Ja... er war noch da... und er schlief noch immer...


Prolog 2: Die Unschuld

"Lyyyria!!" rief ihre Mutter. Das kleine Mädchen fütterte gerade die Hühner, als sie das Rufen ihrer Mutter vernahm. Rasch warf sie das Korn auf dem Boden und rannte zu ihr. "Ich brauche ein wenig Hilfe. Holst du schnell die Milch? Dein Vater melkt grad die Kühe. Du muss nur die Milchkanne holen." Lyria, das war ihr Name. Sie lebte mit ihrer Familie glücklich auf dem Land. In einer Zeit, wo die Welt noch heile war. Das Mädchen hatte gelernt den Schöpfer zu lieben und zu ehren. Jeden Abend betete sie bevor sie zu Bett ging. Das Dorf hatte eine kleine Kirche zu der sich die Bewohner zum Gottesdienst versammelten. Lyria ging gerne hin. Sie liebte die Kirche, die Athmosphäre darin. Es gab ihr das Gefühl wohl behütet zu sein. Als könnte sie des Schöpfers Blick auf sich ruhen spüren. So lebte sie tagein, tagaus. Genoss das Leben in der Idylle.
Viele Jahre zogen ins Land. Das Mädchen ist mittlerweile 17 geworden. Es war Zeit, dass sie ihren Weg sucht. Nach langer Überlegung beschloss sie ihr Elternhaus zu verlassen. In die Stadt zu ziehen und dort Arbeit und Lehre zu bekommen. Es gab eine traurige Abschiedsfeier und Lyria versprach ihren Eltern irgendwann zurückzukehren. Die Reise ins Ungewisse begann.

"Ich nehme es." stimmte Lyria zu. Der Händler lächelte, gab ihr ein Vertrag zum unterschreiben. "Wieso bietet ihr so ein großes Haus für so wenig Geld an?" fragte sie ihn. Der Mann schaute freundlich zu ihr auf "Nun, das Haus ist zwar groß aber sehr alt. Die meisten Leute meiden sowas, aus Angst es könnte zusammenbrechen. Ein alberner Gedanke..." lachte er. Lyria fand den Gedanken ebenso albern. Das Holz war trocken, nicht morsch. Sie hatte auf alles geachtet. Dann verabschiedete er sich. Lyria war nun Besitzerin eines Hauses. Sie war schon seit ihrer Ankunft von Sadre'Lin beeindruckt gewesen. Und auch wenn ihr Haus recht schäbig war und unter den normalen Verhältnissen war, so war es doch viel größer als das auf dem Land. Es hatte zwei Stockwerke und einen Keller. Zudem waren einige Möbel schon vorhanden, zumindest diejenigen, die für das normale Leben reichten. Der Vormieter hatte sie zurückgelassen. Ihr Leben hat gerade erst begonnen, das wusste sie. Erschöpft von der Reise lief sie ins Schlafzimmer. Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Endlich... Sie hatte es geschafft. Die Reise hatte zwei Wochen gedauert und war sehr ermüdend gewesen. Heute wird sie erst mal schlafen. Morgen kann sie sich auch noch eine Arbeit suchen. Leise knarrend öffnete sie die Tür. Ihr eigenes Schlafzimmer... Auf dem Land musste sie sich das Zimmer mit ihren Eltern teilen. Mit einem Lächeln betrat sie es. Es war ein kleines Zimmer im zweiten Stock mit Ausblick auf die Straße. Das Bett war frisch bezogen. Ein kleiner Nachtisch stand daneben. Ansonsten befand sich darin nur noch ein Schrank. Die Wände bestanden aus nacktem Holz wie der Rest des Hauses. Freudig zog sie die Gardinen auf, blickte auf das Geschehen draußen auf der Straße. Dachte verträumt daran, wie das Leben hier wohl wird. Es war aufregend. Ein neues Leben. Irgendwie vermisste sie das kleine Dörfchen... Sie vermisste ihre Familie, doch ebenso freute sie sich auf das neue Leben. Verträumt drehte sie sich um, ließ sich ins warme, kuschelige Bett fallen. Es war gemütlicher als ihres auf dem Land. Und so dauerte es nicht lange, bis sie mit einem Lächeln im Gesicht einschlief... Doch was sie nicht bemerkt hatte, waren die verblassten, dunklen Flecken in der Holzmaserung und am Boden unterhalb des Bettes...

 
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